INNOVATION SANFTER WINTERTOURISMUS
Im Winter 2017/18 entsteht in Lüsens der Prototyp einer Innovation im sanften Wintertourismus. Ausgangspunkt ist die Frage, wie Erholung, Sport und Erlebnis mit Schnee in Zukunft aussehen könnte, wenn man die Megatrends Ökologie, Klimawandel, Individualität, Achtsamkeit und Bionik berücksichtigt. Nach einem zweijährigen Entwicklungsprozess wird der Prototyp – die Neuschnee Arena ab Februar 2018 in Lüsens präsentiert und in einem realen Nutzungsszenario getestet.
Es handelt sich um einen kleinflächigen Raum, in herrlicher Alpenlandschaft, in dem mit minimalem Einsatz von Ressourcen und Material, ein maximales Sport-, Spaß- und Schneeerlebnis für alle Altersstufen entsteht. Die behutsame Versorgung mit hochwertigem, technisch produzierten Schnee, unterstützt und steigert das Besuchererlebnis in der Neuschnee Arena.
Die Weltneuheit - natürlicher Schnee aus der künstlichen Wolke
Im Zentrum der Innovation steht eine neue und patentierte Technologie, mit der Pulverschnee – genauso, wie ihn auch die Natur schenkt - in einer künstlichen Wolke erzeugt werden kann. Diese neue und weltweit einzigartige Technologie wurde an der Universität für Bodenkultur Wien, in Kooperation mit der Technischen Universität Wien, seit 2010 von vier internationalen Schneewissenschaftlern entwickelt und 2016 als Patent des Jahres in Österreich prämiert.
Die Innovation in der Schneeproduktion ist landläufig als „die Wolke“ bekannt. DI Michael Bacher ist Teil des Erfinderteams und hat 2014 die Neuschnee GmbH (www.neuschnee.co.at) gegründet.
Das Unternehmen hat ein exklusives Nutzungsrecht für das neue Verfahren, um die kommerzielle Verwertung in unterschiedlichen Anwendungen zu realisieren. Seit dem Winter 2014/15 liegt der Fokus der Technologieentwicklung auf Anwendungen für den Wintersport. Am Teststandort im Skigebiet Obergurgl/Hochgurgl wurden das Verfahren und die technische Anlage drei Wintersaisonen lang mit diesem Ziel optimiert. Im Dezember 2016 fand der Proof-of-Concept der Technologie mit der Outdoor-Anlage in Obergurgl/Hochgurgl statt. Bei - 4°C wurde in wiederholten Versuchen über mehrere Stunden das Volumen von > 0,65 m3 Schnee pro Stunde mit einer durchschnittlichen Dichte von 200 kg / m3 erzeugt. Ab diesem Zeitpunkt wurde der F&E Fokus auf die Entwicklung einer anwendungsorientierten Schneeversorgung für das kleinflächige Arena Konzept gelegt. Es wurden bereits erste Versuche mit Ausbringung und Schneetransport durchgeführt.
2018 kommt in Lüsens erstmals eine anwendungsorientierte Schneeausbringung und -verteilung, des in der Wolke erzeugten Schnees zum Einsatz. Das F&E Team rund um Mit-Erfinder Bacher nützt die neu konzipierte Schneeanlage in Lüsens, um weitere Erkenntnisse zu gewinnen, wie man die Schneeproduktion entsprechend den Wetterbedingungen weiter optimieren und in Richtung unterschiedlicher Sport- und Freizeitanwendungen diversifizieren kann. Zusätzliche Schwerpunkte der F&E-Tätigkeit am Standort in Lüsens sind die Erhöhung der Ausbringungsmenge sowie die weitere Steigerung der Energieeffizienz der gesamten Anlage. Langfristiges Ziel ist die Energie-Autarkie der Anlage, die auch mit Hilfe von Photovoltaikpaneelen auf der Wolkenhülle erreicht werden soll.
Die Form der Wolke gibt Identität und schafft Raum
Architekt Walter Klasz gab der Wolke bereits im Winter 2014/15 die innovative Form des sphärischen Tetraeders. Die Wolke befreite sich seither von der damals für das Forschungslabor noch nötigen Unterkonstruktion. Die aus frischem, lokal geschlägerten Holz gebogenen Träger der Wolke werden an drei Punkten an lokalen Felsen montiert. Dieser Leichtbau kann als Identität stiftende Landart gelesen werden. Der Raum um die Wolke wurde aufgrund der überwiegend sportlichen Freizeitanwendungen Neuschnee Arena genannt. Er soll sich durch friedliches, erbauliches und sportliches Miteinander bei Erholung, Sport, Spaß und Team Building im Einklang mit der Natur auszeichnen.
Architekt Klasz sorgt dafür, dass sich die Wolke und der Raum der Arena in Lüsens und auch an künftigen Standorten behutsam in die Landschaft einfügen. Mit einem vom Land Tirol geförderten Forschungsprojekt gemeinsam mit der Universität Innsbruck, Fa. Huter und Söhne sowie mit Bellutti Innsbruck optimiert Architekt Klasz von 2017 bis 2019 die Konstruktion und Form der Neuschnee Wolke. Die Optimierung verfolgt folgende Ziele: Ästhetik, optimale Funktionalität für die Schneetechnologie, minimaler und möglichst auf nachwachsenden Rohstoffen basierter Materialeinsatz, höchstmögliche Leichtbauweise, einfacher Auf- und Abbau, Langlebigkeit der Materialien sowie eine möglichst kostengünstige Serienproduktion. Ebenso wird die Nutzung der Wolkenhülle zum Bouldern getestet und es wird der Einsatz von biegeelastischen Photovoltaikfolien überprüft.
Von der technischen Erfindung zum ultimativen Kundenerlebnis
Dr. Markus Ressl leitet seit 2016 den Prozess der Produktfindung und der Markteinführung der technologischen Innovation. Er initiierte im Oktober 2016 in Kooperation mit der Standortagentur Tirol einen Open Innovation Prozess, um auf Basis der technologischen Innovation, eine für den Wintertourismus relevante, innovative und möglicherweise bahnbrechende Anwendung zu finden.
Die neue Technologie sollte nicht in den Schubladen der Universität oder des Patentamts verstauben, sondern möglichst vielen Menschen einen hohen und innovativen Nutzen stiften. 2018 wird die neue Anwendung in Lüsens auch erstmals als Geschäftsmodell getestet. Wir prüfen, ob die konzipierte Anwendung das Potential hat, ausreichend Kundennutzen und Cashflow zu generieren, um die weitere Entwicklung der Technologie und ihre Nutzbarmachung für eine breite Masse aus eigener Kraft voranzutreiben.
Der Produktfindungsprozess war von folgenden Elementen geprägt:
Open Innovation: Aktive strategische Einbeziehung zahlreicher Disziplinen, Experten und Lead User unterschiedlicher Profile.
Frugale Innovation: Intensiveres Sport- und Freizeiterlebnis mit weniger Mitteleinsatz.
Megatrends: Berücksichtigung der gesellschaftlichen und ökologischen Wandlungsprozesse wie Klimawandel, Individualität, Ökologie-Bewusstsein, Achtsamkeit, Bionik und Digitalisierung.
Schließlich kristallisierte sich aus diesem Prozess, auf Basis der technischen Innovation und dem kreativ gestalteten Wolkenraum, ein höchst innovatives Angebot im Wintertourismus heraus - die Neuschnee Arena.
Zielgruppen der Innovation im sanften Wintertourismus
Die verschiedenen Anwendungen der Neuschnee Arena wurden im Dezember 2017 und Jänner 2018 im Rahmen von zwei Leaduser Testsequenzen mit etwa 25 Lead Usern mit unterschiedlichen Profilen getestet, weiterentwickelt und in Hinblick auf drei Haupt-Zielgruppen optimiert:
7 – 15-jährige Kids und Teenies, die Skifahren an jedem Urlaubstag als langweilig oder unangenehm empfinden oder zum Skifahren eine interessante Abwechslung suchen (führende Zielgruppe beim Markteintritt).
17 – 28-jährige Skateboard- und SnowboardFreaks, die einen coolen Winter-Fun-Sport suchen - ähnlich den Aktivitäten am sommerlichen Skateboard-Platz oder dem Wellenreiten am Atlantik.
35 – 70-jährige Senior Surfer (auch leidenschaftliche Tourengeher, Langläufer und auch Skifahrer), die ihre Kinder in die Neuschnee Arena begleiten oder einfach das Gefühl des Surfens auf Schnee in der Mitte oder der zweiten Hälfte ihres Lebens erleben wollen.
Innovatives Angebot im kleinflächigen Schneeraum
Die Neuschnee Arena in Lüsens startet im Februar 2018 den Testbetrieb des Pilotprojekts und präsentiert die ersten Anwendungsbereiche, die auf Basis der neuen Schneetechnologie unter dem Motto: „Eigene Grenzen überschreiten und Faszination Schnee erleben“ konzipiert wurden.
Snowskate Park: Die erste und führende Anwendung in der Neuschnee Arena in Lüsens besteht in einem Snowskate Park, in dem die neuen Nischensportarten Snowskating und Snowscooter erlernt, trainiert und bis hin zur Akrobatik perfektioniert werden können – und dies immer auf einer frischen Schichte Neuschnee. Der Neuschnee stellt einerseits einen erheblichen Sicherheitsfaktor dar und lässt andererseits ein Surfgefühl, wie beim Wellenreiten am Atlantik aufkommen.
In der Neuschnee Arena besteht die Möglichkeit Snowskates gegen Entgelt zu leihen und Kurse unterschiedlichen Niveaus mit zertifizierten Neuschnee Coaches zu belegen. Die Neuschnee Surf-Bahnen werden entsprechend den Zielgruppen geshaped. Für Kids, Teenies und Freaks gibt es Wellen, Kicker, Kurven und Halfpipe Elemente. Für die „Senior Surfer“ sind verschiedene Long Lines angelegt. Diese ermöglichen ein sicheres und gemächliches Neuschnee-Surfen in prächtiger Natur und auf elegant in die Landschaft integrierten Bahnen.
Die Ausrüstung ist minimalistisch: Snowskate, schneefeste Kleidung, ev. Gamaschen, schneefestes Schuhwerk und Helm für bestimmte Bahnen und Aktivitäten in der Arena.
Snow Adventure: Die „Neuschnee Adventure Zonen“ bieten Gästen der Neuschnee Arena unter anderem die Faszination des Boulderns über Neuschnee, sich von Felsen in Tiefschnee stürzen, sich bis zum Hals in Tiefschnee eingraben oder unterschiedliche Teambuilding Aktivitäten. Dazu gibt es in der Neuschnee Arena Lüsens erste Tests und Kostproben für Kursbesucher.
Neuschnee Iglu: In den „Neuschnee Iglu Zonen“, kann der kreative Gast mit komprimiertem Neuschnee Iglus, Kunstwerke und vieles mehr errichten. 2018 testen wir das „Brauen“ einer Variante von Neuschnee, die ideal zum Shapen von Bahnen, Formen und Kunstwerken in der Arena geeignet ist.
Fassungsvermögen der Neuschnee Arena in Lüsens
Die Gestaltung und Entwicklung der Snowskate Bahnen sowie der Adventure- und Iglu-Zonen erfolgt kontinuierlich über die Saison. Die Neuschnee Arena bietet neben interessierten Besuchern bis zu 40 Kursteilnehmern und 40 Erlebnisgästen pro Tag ein einmaliges Schnee- und Surferlebnis.
Persönliche Atmosphäre und Community als Erfolgsfaktor
Die Neuschnee Arena wird vom Neuschnee Arena Manager und seinem Team betreut. Er schafft in der Arena eine persönliche Atmosphäre, ist Bezugsperson für die Arena Gäste und koordiniert das Kursprogramm. Zusätzlich sorgt er für Sicherheit und einem reibungslosen Ablauf in der Neuschnee Arena.
Zu Kurszeiten ergänzen zertifizierte Neuschnee Coaches das Trainerteam. Auch Snowskate Doppelweltmeister David Reinthaler gibt an bestimmten Tagen Kurse in der Arena. Surfen auf Neuschnee mit Snowskates sowie die höchst attraktive Vision des sanften Wintertourismus stehen im Zentrum einer sich um die Neuschnee Wolke bildenden Community.
Zugang zur Neuschnee Arena
Der Zugang zur Neuschnee Arena ist für Besucher frei. Geübte Schneewanderer können die Arena mit rutschfestem Schuhwerk auf den mit natürlichem Schnee belassenen Besucherpfaden entdecken. Der Zutritt zur Arena und das Bewegen in der Arena erfolgt auf eigene Gefahr.
Aus Gründen der Sicherheit und der Sicherstellung des einmaligen Schneeerlebnisses ist der Zugang für Erlebnisgäste zu den Neuschnee Surfbahnen und Adventure Zonen nur unter Aufsicht und Coaching eines Neuschnee Coaches gestattet. Die Nutzung der Neuschnee Surfbahnen ist mit den zum Verleih angebotenen Snowskates gestattet. Mitgebrachte Snowscooter und Snowskates dürfen nach Freigabe durch den Arena Manager ebenfalls verwendet werden. Der Verleih von Snowskates ist in der Tagespauschale für Erlebnisgästen enthalten.
Für das Arena Management und den Materialverleih ist von den Erlebnisgästen eine Nutzung- und Verleihpauschale pro Tag oder pro Saison zu entrichten. Das Gestalten von Iglus, Formen und Skulpturen in den Iglu Zonen ist unter Aufsicht und Anweisung des Neuschnee Coaches frei zugänglich. Ein Kursprogramm zum Erlernen und Perfektionieren von Surfen auf Neuschnee mit Snowskate inkl. Snow Adventure Elementen wird an den Öffnungstagen zu bestimmten Zeiten angeboten.
Kosten des Pilotprojekts – unsere Investition in Forschung und Entwicklung
Die Projektkosten belaufen sich in der Projektlaufzeit auf etwa € 700.000,- und ergeben sich aus der Bewertung von allen erbrachten Leistungen zu Marktpreisen.
Seit 2016, dem Start der Entwicklung der Neuschnee Arena, belaufen sich die Projektkosten auf etwa € 700.000,-. Diese ergeben sich aus der Bewertung von allen erbrachten Leistungen zu Marktpreisen. Aufgrund des Forschungs- und Innovationscharakters, der großen Aufmerksamkeit und der Erwartung künftiger Kooperationen haben viele Projektpartner das Projekt mit Sach- und Dienstleistungen unterstützt.
Die Projektfinanzierung der Innovation im sanften Wintertourismus erfolgt durch die Neuschnee GmbH, deren Eigentümer, durch Forschungsförderung insbesondere vom Land Tirol sowie durch Projektpartner, Sponsoren und zu einem geringen Teil seit Februar 2018 auch durch die ersten Erlebnisgäste der Neuschnee Arena.
Projektlaufzeit: 1.1.2016 bis 30.4.2018
Projektorganisation
Projektträger ist die Neuschnee GmbH.
Das Projekt-Kernteam besteht aus
- DI Michael Bacher (Mit-Erfinder, Neuschnee GmbH)
- Architekt Walter Klasz
- Dr. Markus Ressl (PM, Ressolutions GmbH)
Projektpartner
- Ressolutions GmbH: Projektmanagement, Strategie, Markteintrittsprozess, Lead User Tests
- Forschungsprojekt zur Optimierung der Wolkenhülle gefördert vom Land Tirol (1.6.2017 bis 03.2019 – Projektträger: Neuschnee GmbH): Universität Innsbruck, Firma Johann Huter u. Söhne - Innsbruck; Firma Belutti Planen GmbH - Innsbruck; Format Engineers Ltd. – Bath, Großbritannien;
- Firma Frank Wille – Pfunds: Anlagenbau
- REDcatch GmbH – Fulpmes: Vermessung
- Hirschmugl KG – Sittendorf: Baustoffe und Farben
- Elfgenpick GmbH & Co. KG – Augsburg: Webseite, Kommunikation
- PENTAX Consulting Wirtschaftsprüfung GmbH - Wien
- Verein Leise Bretter: Snowskating
- Alpengasthof Lüsens: Standortpartner
- Gemeinde St. Sigmund: Standortpartner
- Stift Wilten: Standortpartner
- Liftgesellschaft Obergurgl GmbH: Projektpartner zur anwendungsorientierten Schnee-Technologieentwicklung bis April 2017
- Hilti Austria Ges.m.b.H. – Verankerungstechnik am Fels